Depressive Störungen: Psychoanalytische und tiefenpsychologische Modelle

In der psychoanalytischen Theorie, wird die Depression als eine gegen sich selbst gerichtete Aggression verstanden. Die psychodynamischen Modelle postulieren, dass frühkindliche Störungen (z.B. Verlusterfahrungen) zu einer erhöhten Disposition an einer affektiven Störung zu erkranken führen können.

Das Dispositionsmodell für depressive Erkrankungen geht davon aus, dass eine Störung des Selbstwertgefühls (eine sogenannte “narzisstische Krise”) sowie eine gegen sich selbst gerichtete Aggressivität zu einer erhöhten Disposition an Depressionen zu erkranken führen. Das Modell beschreibt, dass der Mensch als (hilfloser) Säugling das Gefühl der Sicherheit durch eine symbiotische Beziehung zur Mutter erlebt. Diese (Selbst-)Sicherheit des Säuglings wird zunächst ausschließlich durch die liebevolle Zuwendung der als allmächtig und als zur eigenen Person dazugehörig erlebten Mutter gestützt. Diese allmächtige Mutter bietet dem Säugling nicht nur das Gefühl der Sicherheit, sie verhindert auch gleichzeitig seine “Selbsterkenntnis”, dass er eigentlich “hilflos” und “abhängig” ist.

Die gesunde frühkindliche Entwicklung führt zu einer schrittweisen, zunehmenden Trennung von der Mutter und zu einer Internalisierung der mütterlichen Funktion. Falls die Trennung von der Mutter zu abrupt erfolgt oder von der Mutter verhindert wird, kann sich beim Heranwachsenden eine ausgeprägte Abhängigkeit von symbiotischen Objektbeziehungen (zu äußeren oder inneren Objekten und Idealen) entwickeln. Daraus kann sich ein hohes Ich-Ideal mit einem hohen Leistungsanspruch entwickeln, was zu dem andauernden Gefühl, nicht die “geforderte” Leistung bringen zu können, einhergehen kann.

Parallel können sich Probleme im Umgang mit Aggressionen entwickeln, denn das Kleinkind kann - wenn seine Mutter nicht anwesend ist oder es zu sehr umsorgt wird - seine Wut nicht ausreichend objektbezogen abführen. Da es die Mutter weiterhin internalisiert hat, richtet es letztendlich alle Aggression gegen sich selbst, was dann im Erwachsenenalter zu Störungen des Selbstwertgefühls mit überhöhten Selbstvorwürfen und Schuldgefühlen führen kann.

Die Disposition für Depressionen entsteht im Verlauf aus der Spannung zwischen dem Streben nach symbiotischen Bindungen und nicht realisierbaren Wünschen nach Abgrenzung, in Verbindung mit erhöhten Selbstvorwürfen und Selbstzweifeln.

Da sich im Verlauf eine erhöhte Vulnerabilität gegenüber Trennungs- und Verlusterlebnissen gebildet hat, können jetzt Auslöser wie z.B. ein erneuter Objektverlust zum Auftreten einer Depressiven Störung führen.

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