Depressive Störungen: Verlauf

Die Depressiven Störungen verlaufen meist als einzelne oder wiederkehrende Episoden bzw. in Phasen, wobei unbehandelt eine hohe Rückfallquote besteht. Bei ca. der Hälfte der Betroffenen kann die Depression nach dem Ende der ersten depressiven Episode wieder ohne therapeutische Unterstützung ausheilen, bei ca. 50% der Betroffenen kann es jedoch dazu kommen, dass die depressive Symptomatik nicht von alleine ausheilt oder nach einer Unterbrechung wieder auftritt und schließlich in eine so genannte Chronisch-rezidivierende depressive Störung (Major Depression) übergeht.

Unter adäquater, mehrstufiger Therapie können ca. 2/3 aller ambulant behandelten Betroffenen mit einer Major Depression langfristig eine Remission erreichen (vgl. Rush 2006).

Das Risiko für einen Rückfall ist insbesondere dann erhöht, wenn die Betroffenen unter einem bipolaren Krankheitsverlauf oder einer Double Depression leiden, wenn Komorbidität mit Angststörungen oder Suchterkrankungen besteht, wenn die Erkrankung erstmals zu einem sehr frühen Lebensalter aufgetreten ist und/oder wenn die Betroffenen schlecht auf die bisherige Therapie angesprochen haben (vgl. Rush 2006).

Die Dauer der depressiven Episoden kann sehr unterschiedlich sein, von wenigen Wochen bis zu langen Episoden von über einem Jahr Dauer. Unbehandelt liegt die Episodendauer im Durchschnitt bei ca. 6 bis 8 Monaten.

Ungefähr zwei Drittel aller betroffenen prämenopausalen Frauen berichten über eine prämenstruelle Verschlechterung ihrer depressiven Symptomatik (vgl. Kornstein 2005).

Das Risiko für einen schwereren Verlauf der Depression steigt bei höherem Lebensalter sowie bei ungünstigen familiären und sozialen Bedingungen wie z.B. fehlender Unterstützung oder ständigen Problemen und Konflikten. Eine genetische Belastung mit mehreren erkrankten Blutsverwandten erhöht ebenfalls das Risiko für einen schweren Verlauf.

Auch das Bestehen weiterer Erkrankungen wie z.B. einer Zwangsstörung, Essstörung, Posttraumatischen Belastungsstörung (PTBS) oder einer Alkohol-, Medikamenten- oder Drogenabhängigkeit kann den Verlauf der Depression erschweren. Bestimmte Persönlichkeitsstile wie z.B. narzisstische oder histrionische Persönlichkeitsakzentuierungen können Verlauf und Therapie weiter erschweren.

Daneben gibt es Studien, die einen Bezug zwischen genetischen Variationen im Serotonin-2A-Rezeptor und dem Erfolg einer Behandlung mit SSRI vermuten (vgl. McMahon 2006).

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